Christoph Dahlhausen – dahlhausen.bonn (at) t-online.de // www.christoph-dahlhausen.de

Bodies, 2017, Autolack auf Aluminiumwabenpanel,117 x 62,3 cm,
Ausstellung Romer Museum Györ Ungarn, 2017



Bodies, 2017, Autolack auf Aluwabenpaneel,
100 x 50 cm

Bodies (Diptychon), 2015 Autolack auf Alupaneele, 146,7 x 67,4 cm

Bodies, 2015-17, Ausstellung Lichtblicke Kunstmuseum Ahlen, 2017
Biographische Daten Sammlungen Einzelausstellungen (Auswahl) Christoph Dahlhausen – Bodies
       
1960   geboren in Bonn
1978-81 Violoncelloklasse Peter Dettmar (Köln)
1981-87   Cellist u.a. im Jugendsinfonieorchester Rheinland und Malangre-Quartett (Köln),
Bassist der Rock-Jazz-Gruppe Topos (Bonn), Abgeschlossenes Medizinstudium
seit 1987 Philosophische Studien (u.a. zum Grenzbereich der Physik und Paradigmenwechsel)
Freie künstlerische Arbeiten
2004-10

Gastdozent an der RMIT University of Melbourne, Australien

2007   Co-Kurator des Ausstellungsprojektes „Glas-Licht-Transparenz“, Kunsthalle Osnabrück
2013-19 Adjunct Professor, School of Art, RMIT University Melbourne, AUS
   
  lebt und arbeitet in Bonn
   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Artothek Bonn
Beamtenwirtschaftsbund Deutschland
Borusan Contemporary Museum, Istanbul (TR)
Budapest Galeria, Budapest (HU)
Chartwell Collection, Auckland (NZ)
Derdack Software Engineering GmbH, Potsdam
Deutsche Telekom AG
Ernst & Young AG, Frankfurt/M.
Hobbs Collection, Canbarra (AUS)
International Neuroscience Institute, Hannover
Jones&Taylor Collection, Canbarra (AUS)
Kiscelli Museum, Budapest (HU)
Konrad Adenauerstiftung Berlin
KfW, Frankfurt und Berlin
Kunstmuseum Ahlen
Kunstmuseum Bonn
Landesmuseum Mainz
Massey University, Wellington (NZ)
Musée Rimbaud, Charleville de Mézières (F)
Museum of Modern Art Heide, Melbourne (AUS)
National Gallery of Victoria, Melbourne (AUS)
Norddeutsche Landesbank, Hannover
Rheinbraun AG, Köln
RMIT University, Melbourne (AUS)
Sammlung Reinking, Hamburg
Sammlung Zeitgenössischer Kunst der BRD
Sammlung Schroth, Soest
Stadtmuseum Siegburg
Städtisches Museum Simeonstift, Trier
St. Ursula Klosterkirche, ErfurtWilhelm Hack Museum, Ludwigshafen



2020   Melbourne (AU), Five Walls Gallery, ‘Frontsidefrontreflectivefrontsidefront’ (mit Michael Graeve)
2019  Rottweil (D), Erich Hauser Stiftung, ‘Raum-Licht’ *
  Stavelot (B), Galerie Triangle Bleu  ‘Color, Light, Space and Illusion’ (mit Bernard Gilbert)
2018  Shibukawa (J), AIS Gallery, ‘works’
  Markdorf (D), Kunstverein Markdorf, ‘Lichtblicke’
 

Hennef/Sieg (D), Galerie Susanne Neuerburg, ‘RaumBildRaum’ (mit B. Meyer-Ebrecht)

  Ingolstadt (D), Galerie Mariette Haas (mir Rainer Seliger)
2017   Ahlen (D), Kunstmuseum Ahlen, ‘Lichtblicke’
  Melbourne (AUS), The Incinerator Gallery, ‘Tensioned Structures’ (mit Michael Graeve)
2015     Köln (D), Galerie Floss & Schultz ‘es werde licht’
  Frankfurt/M. (D), Galerie Kim Behm, ‘anscheinend’
  Hongkong (HK), Goethe Institut, ‘New Ways to Colour the Wall
2014    Glückstadt (D), Palais für aktuelle Kunst, ‘Täglichkeiten’

 

Gruppenausstellungen (Auswahl)
   
2020    Auckland (NZ), Two Rooms, ‘WestFarbe’
2019   Melbourne (AUS), Five Walls project space, ‘The Matter of Time in Recent Painting and Photography‘
  Köln (D), Galerie Floss & Schultz, ‘ARTeMOZIONE‘
  Soest (D), Museum Morgner + Raum Schroth, ‘Embodying Colour'
2018  Shibukawa (J), Concept Space, ‘Conmini’
  Würzburg (D), Museum Kulturspeicher, ‘Labyrinth Konkret und Nebenwege’ *
  Oberhausen (D), Verein für aktuelle Kunst, ‘Köln Plus
  Frankfurt/M. (D), Galerie Kim  Behm ‘Malerei ?’ (mit F. Piasta, F. Reinbothe)
  Melbourne (AU), Margret Lawrence Gallery, Victoria Coll. of the Arts, ‘Monochrome, Empty&Full’
2017  Gelsenkirchen (D), Museum Gelsenkirchen, ‘WestFarbe
  Györ (HU), Romer Floris History and Art Museum ‘Light Positions'
  Soest (D), Raum Schroth im Museum Wilhelm Morgner, ‘Gäste Konkret
  Aschaffenburg (D), Kunstverein, ‘papier = kunst 9’
2016    Den Haag (NL), Galerie Nouvelles Images, ‘Perusing the Plank : Shelf Life’
2015      Köln (D), Galerie Floss & Schultz, ‘Zartheit’
  Murray KY (USA), Clara M. Eagle Gallery, Murray State University, ‘Therely Bare (Redux)’
  Melbourne (AUS), Museum of Modern Art Heide, ‘21st Century Heide / The Collection since 2000’ 
2014  Gelsenkirchen (D), Kunstverein, ‘Farbwechsel’
  Ahlen (D), Kunstmuseum, ‘Dahlhausen Viral'
 

Otterndorf (D), Museum Gegenstandsfreier Kunst, ‘imagine no image’

 

Lange Zeit hat Christoph Dahlhausen vor allem mit Licht experimentiert. Parallel zu den Arbeiten mit farbigem Licht tauchen 2012 die ersten Bodies auf. So nennt er diese Farbstücke aus Autolack auf Aluwabenplatten. Es sind allesamt Wandobjekte, häufig in klassischen Tafelbild-Formaten, die einzeln, paarweise oder als Gruppe an der Wand montiert sind und sofort in Kommunikation treten: Untereinander, mit dem Raum, mit dem betrachtenden Gegenüber. Damit knüpft Dahlhausen an Fragestellungen der Farbmalerei an. Und er findet zu einer Synthese zwischen dem Licht und der physischen Welt. In den Bodies bekommt das Licht einen Körper.
Christoph Dahlhausen kommt von der Malerei. Seine Hinwendung zum farbigen Licht, die gegen 1992 einsetzt, lässt auf einen analytischen Charakter schießen. Der Maler entdeckt die Farbe als nicht reduzierbares Wesen der Malerei, und Farbe ist ein Phänomen des Lichts. In den Arbeiten der folgenden Jahre verwendet Dahlhausen Farbe als farbiges Licht, beispielsweise in Form blau leuchtender Neonstäbe, aus denen er filigrane Raumzeichnungen aufbaut. Die oft aufwendigen Konstruktionen wirken durch die Auflösungstendenzen des Lichts wie unbestimmt im Raum schwebend – ihr wesentliches Element ist das zeichenhaft Transitorische. Sie öffnen den Raum und markieren Übergangszonen zwischen den verschiedenen Sphären von außen – innen, diesseits - jenseits. Dabei entspricht ihr permanentes „unter Strom stehen“ auf unmittelbar einleuchtende Weise ihrer metaphorischen Aufladung, die sich aus der traditionellen Verbindung des Geistigen mit dem visuellen Phänomen des entmaterialisierten Lichts ableitet.
Eine luzide und dabei sich permanent wandelnde Gestalt bestimmt die Werkgruppe der Glasarbeiten aus transparentem oder halbtransparentem Glas und darauf aufgebrachten semi-opaken Flächen aus fotografiertem farbigem Licht. Mit einem deutlichen Abstand vor der Wand installiert, wirken sie wie sensible Membranen für das lebendige Spiel von Licht und Schatten. Ihr Motor ist die Bewegung, die Bewegung des Lichts wie die des Betrachters. Daraus resultieren vielfältige farbige wie haptische Differenzierungen der unterschiedlichen Flächen Glas, Fotografie und Wand. Sehen gestaltet sich hier als das Ergebnis sensorischer wie intellektueller Beweglichkeit.
Als Vorstufe der Bodies sticht eine einzelgängerische kleine Arbeit in den Maßen 14,9 x 10,3 x 2 cm von 2010 heraus: Stack besteht aus übereinander gehängten Blechtäfelchen, die als Muster für Autolacke in verschiedenen Farben lackiert wurden. Sie fügen sich in Dahlhausens Werk durch ihre Perfektion und Farbattraktion, Farbe wird hier jedoch aus einem ausgesprochen materialbetonten, pragmatischen Zusammenhang heraus betrachtet. Die Subjektivität des Malers tritt zurück und wird als Angebot an den Betrachter delegiert, der die Abfolge nach eigenem Gutdünken auswechseln kann, so dass Stack jedem ein anderes Gesicht zeigt. Die skulptural austarierten Eigenschaften dieses Readymades in Verbindung mit seiner Austauschbarkeit und der industriell hergestellten Oberfläche lassen an Objekte der Minimal Art denken.
Nach Zwischenstufen wie Linsenoperationen (2011/2012) und Kapoor for Poor (2012) findet Christoph Dahlhausen erst mit den Bodies zu einer Form von Malerei, in der sich der Maler als handelndes Subjekt einschreibt. Zunächst wählt er aus dem bestehenden Autolack-Angebot – das mit etwa 25000 Tönungen den Künstlerfarben in nichts nachsteht – die Farbe aus. Der Farbauftrag erfolgt als handwerklich-mechanischer Arbeitsvorgang durch einen professionellen Autolackierer, der mehrere Schichten auf die Alu-Leichtbauplatte aufspritzt. Dann beginnt Dahlhausen zu schleifen. Solange, bis sich das lackierte Blech in etwas anderes verwandelt. Die Farbe wird zusehend transparenter. Sie ist da, aber ihre konkrete Materialität schwindet mehr und mehr. Sie öffnet sich und lässt das Licht hinein. Aus Farbmaterie wird ein Farbkörper, in dem sich das Licht vielfältig bricht, und das ihn in Schwingung versetzt. „Autolack auf einem Aluminiumträger“ wird zur strahlenden Farberscheinung, die vor der Wand schwebt.
Auch bei den Bodies spielt Licht eine entscheidende Rolle. Aber kein künstliches farbiges Licht, sondern das lebendige Tageslicht, das durch die Malerei hindurchgeht. Das Licht bewegt die Malerei, und das Bild scheint zu atmen. Es gibt dem Bild seine ganze Fülle, sein Volumen, seine Bedeutung. Aber es trifft nicht nur auf die Oberfläche, sondern hüllt den gesamten Bildkörper ein, so dass die Aluminiumwaben ebenfalls Lichtreflexe aussenden. Auch das roh belassene und scharfkantig ausfransende industrielle Trägermaterial wird durch das Licht verwandelt. Auch hier wieder diese visuelle Entmaterialisierung, die wie eine Fortführung der farbigen Lichtsensation der Oberflächen wirkt! Die sternförmig ausstrahlenden Lichtbündel werden zum Bindeglied zwischen Malerei und Wand.
Der Blick sieht sich einem farbigen Gegenstand und gleichzeitig einem nicht fixierbaren Lichtphänomen gegenüber. Diese Ambivalenz ist unauflösbar und hält die Betrachtung permanent in Bewegung, zumal auch das Licht durch Veränderung geprägt ist. Aber indem sich die Malerei öffnet und ihr Innenleben zeigt, macht sie sich auch durchlässig für ihr Gegenüber. Sie bildet einen Resonanzraum für ihre gesamte Umgebung, die sich vielfältig in ihr spiegelt. Wie ein Speicher nimmt sie den Umraum in sich auf.
Diese Malereikörper lassen sich nicht isoliert betrachten. Nicht ohne Grund ist unter den Bodies das typische hochrechteckige Portraitformat häufig vertreten. Je näher man ihnen kommt, desto mehr tritt das eigene Spiegelbild zwischen den Betrachter und seinen Betrachtungsgegenstand, die Malerei. Die Bilder stellen eine Reflexionsebene für den Betrachter dar wie schon für den Maler, der durch seine manuelle Bearbeitung die Oberfläche mit der eigenen Sensualität aktiviert, solange, bis eine Art Spiegel entsteht. Im lateinischen Wort für Spiegel, Speculum, steckt die Spekulation als philosophische Denkweise, um von einem über den Dingen schwebenden Standort zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Die Bodies verkörpern dieses philosophische Streben.
Auf der anderen Seite verweist der unbekümmerte Griff zum kunstfernen Material, Aluwabenplatte und Autolack, auf die Welt der Waren und alltäglichen Dinge, die uns all überall umgibt. Dahlhausen richtet sich mitten in der Wirklichkeit ein, hier findet seine Kunst statt. Das hat etwas sehr Weltoffenes und Kommunikatives – so sind die Dinge nun mal, und jeder hat dazu Zugang. Der lapidare Umgang steht in keinerlei Widerspruch zur ästhetischen Erfahrung. Das zeigen auf amüsante Weise auch die wunderbaren „Arbeiten zum Aggressionsabbau“, Cut-outs aus Spiegelfolie oder Papier (ab 2008).
Die menschliche Dimension der Bodies ermöglicht es gerade, dass sich bei ihrer Betrachtung die Erfahrung einer Aufhebung der Dualität von Materie und Geist einzustellen vermag.

Sabine Elsa Müller, 2018
(c) 2020 by Christoph Dahlhausen and www.farbmalerei.org